25.1. Abschieben Ja oder Nein? Eine Fluchtgeschichte

Reinhard (reinhard_eu) on 25.1.2018

Fluchtgeschichte

Für unseren Ak Asyl prüfe ich, ob eine geplante Abschiebung einer Familie aus Pakistan nach Spanien nicht wegen unzumutbarer humanitärer Härte ausgesetzt werden sollte. In einem Gespräch mit der Mutter hat sich folgende Fluchtgeschichte ergeben.

Fluchtgeschichte
einer Mutter mit zwei schulpflichtigen Mädchen


Vorlauf
Der Vater stirbt früh und hinterlässt Frau mit acht Kindern. Die Mutter kann trotzdem 12 Jahre lang die Schule besuchen (= Abitur). Ansonsten muss sie viel der Mutter helfen. Mit 18 Jahren wird sie wegen der Notlage der Familie verheiratet. Die Heirat haben Verwandte vermittelt. Die Schwiegereltern sind freundlich zu ihr. Doch sie sterben früh. Sie gebiert zwei Mädchen per Kaiserschnitt. Dem Mann gefällt das gar nicht. Kein Junge und dann noch die Kosten für die Geburt der Mädchen. Er wird gewalttätig nimmt Drogen und bringt andere Frauen ins Haus. Sie legt wert auf eine gute Schulbildung für ihre Mädchen. Der Mann will aber für Mädchen nichts bezahlen. Sie muss für sich und die Mädchen den Unterhalt selbst durch Nähen verdienen. Dabei verdient der Mann gutes Geld mit einem Geschäft mit seinen Brüdern.
Einmal meldet sie der Polizei einen gewalttätigen Übergriff ihres Mannes. Der Mann besticht die Polizisten und kommt ungeschoren davon.
Acht Jahre vor der Flucht hält sie es nicht mehr bei ihrem gewalttätigen Mann aus und geht mit ihren Kindern zurück zur Mutter. Der Mann will immer mehr Geld von ihr. Er bedroht sie mit einem Gewehr, übergießt sie einmal mit Säure. Er will die Töchter verheiraten oder verkaufen um Geld einzutreiben.
Irgendwann wird ihr das zuviel, sie will aus Pakistan fliehen in eine Land, indem sie ihr Mann nicht mehr erreichen kann. Sie findet einen Fluchthelfer, der für viel Geld die Flucht organisiert. Erst als sie ihr ganzes Vermögen hergibt und auch noch das Haus der Mutter verkauft ist, ist der Fluchthelfer zufrieden.


Flucht
Am 17. Juni 2017 fahren sie im Bus zum Flughafen. Die Maschine bringt sie nach Dubai. Nach fünf Stunden Aufenthalt im Transit Bereich geht es weiter nach Frankfurt. Der Fluchthelfer begleitet sie auf dem ganzen Weg. In Frankfurt werden sie ins Land gelassen, weil im Pass ein " Schengen-Visum" eingetragen ist. Wenn sie gefragt werden, sollen sie sagen, sie seien für einen Urlaub hergereist.
Am Flughafen wartet ein zweiter Helfer. Zusammen mit einem Ehepaar aus einem anderen Land werden sie im Zug nach Gießen in ein Camp gebracht. Dort nehmen ihnen die Helfer die Pässe und das Gepäck ab mit der Begründung, sie müssten erst die Wohnung herrichten und kämen sie in drei Tagen abholen. Auf ihren Handys wurden von den Fluchthelfern alle Kontaktdaten gelöscht.
Nach drei Tagen werden sie nach Karlsruhe weiter transportiert. Am Tag darauf nach Heidelberg gebracht. Dort warten sie 40 Tage lang auf ihre "Helfer" und die versprochene Wohnung. Dann werden sie nach Althütte geschickt.


Ergänzung 25.1.18: Was uns als Bürger der EU nicht bekannt war, es gibt inzwischen sogenannte " Schengen-Visa". Plant ein Bürger eine Reise durch mehrere Schengen Länder, beantragt er dafür ein Schengen-Visum und kann damit in jedes Schengen-Land einreisen, benötigt also nur ein Visum für alle Länder des Schengen Abkommens. Eigentlich ein sinnvolle Regelung. Will nun ein Bürger, der mit solch einem Visa eingereist ist Asyl beantragen, dann wird das Land für das Asyl Verfahren zuständig, dessen Botschaft das Schengen-Visa ausgestellt hat. Im Fall der pakistanischen Familie also Spanien.

Ergänzungen vom 18.5. und 12.8. in eigenen Einträgen.

 

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